Praxis

Glühwürmchen

Beim letzten Ansitz hatte ich nicht nur einen Bock und eine Geiß im Anblick, kurz vorm Abbaumen leuchteten Glühwürmchen am Waldrand und zogen ihre Kreise. Dort wo Glühwürmchen leben ist die Welt noch in Ordnung, denn Glühwürmchen scheinen auf ziemlich alle wesentlichen Faktoren anfällig zu sein, welche die natürliche Vielfalt der Landschaft bedrohen: Bodenverdichtung, Strukturverlust, Fragmentierung, Düngereintrag aus Luft und Landwirtschaft, diverse Pestizide, Lichtverschmutzung, … Dort wo sich die Glühkäfer wohl fühlen findet man oft weitere seltene Tier- und Pflanzenarten.
Das Leuchten wir durch eine chemische Reaktion produziert. Ein bestimmter Stoff (Biolumineszenz) reagiert mit Luftsauerstoff. Die dabei freiwerdende Energie wird zu nahezu 100% in Form von Licht abgegeben. Kein anderes an Land lebendes Tier kann das. Für Glühwürmchen ist ihre körpereigene Lampe lebenswichtig: Sex, Fressen, Nicht-Gefressen-Werden – für all das nutzen Glühwürmchen ihr Strahlen. Glühwürmchen-Käfer leuchten nicht einfach irgendwie, sondern nach einem artspezifischen Muster, an dem sich Weibchen und Männchen erkennen. Mit Signallänge und Rhythmus morsen die Käfer ihre Balzbotschaften nachts durch Wald und Wiese. Eine leuchtende Wiese ist quasi eine „Leuchtkäfer-Partnerbörse“. Die kleinen Leuchtkäfer nutzen jede Nacht, als wäre es ihre letzte. Sie strahlen aus sich heraus mit voller Kraft und sind dabei auch noch romantisch: Denn ausgewachsene Käfer fressen nichts. Sie leben von Luft und Liebe – und von ihren Fettreserven, quasi bis das Licht ausgeht – ein ganz besonderer Zauber der Natur.

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