Die Schlingnatter ist eine der wenigen europäischen Würgeschlangen. Sie ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz weit verbreitet und doch den meisten Menschen unbekannt. Das kleine und völlig harmlose Reptil würgt vor allem Mäuse und Eidechsen. Die Schlingnatter lebt sehr versteckt und ist daher nur selten zu beobachten. Oft wird die ungiftige Art mit der ähnlichen und wesentlich bekannteren, giftigen Kreuzotter verwechselt. Die Schlingnatter ist nach der Ringelnatter die am weitesten verbreitete Schlange in Deutschland. Durch ihre Zeichnung ist sie perfekt getarnt und verschmilzt regelrecht mit der Umgebung.
Bei Gefahr setzt sie eher auf Tarnung und Flucht, statt auf Angriff. Die Schlingnatter ist eine langsame, aber sehr elegante, geschmeidige Schlange und bewegt sich nahezu geräuschlos fort, so dass sie potenziellen Feinden oft unbemerkt entkommen kann. Nur wenn sie sich eingeengt fühlt und keine Fluchtmöglichkeit sieht, geht sie zum Angriff über. Dabei rollt sie sich zusammen und richtet den Oberkörper auf. Aus dieser Position kann sie sehr schnell zubeißen. Wird der Angreifer auch dadurch nicht abgeschreckt, kann die Schlingnatter, wie andere Nattern auch, ein stinkendes Sekret aus den Analdrüsen absondern, das den Feinden gehörig den Appetit verdirbt.
Mit bis zu 70 Zentimetern Länge ist die Schlingnatter nur etwa halb so groß wie die Ringelnatter und damit die kleinste heimische Schlangenart.
Die Jungschlangen ernähren sich zunächst hauptsächlich von Insekten. Die ausgewachsenen Schlangen dagegen bevorzugen Eidechsen, Blindschleichen oder junge Schlangen, auch die der eigenen Art. Ergänzt wird der Speiseplan gelegentlich durch junge Mäuse, Vögel oder Amphibien. Die Schlingnatter gehört zu den Würgeschlangen. Während kleinere Beutetiere manchmal lebend geschluckt werden, umschlingt die „kleine Boa“ größere Beute mit ihrem Körper und erstickt diese, indem sie sie durch ihre Muskelkraft am Atmen hindert – daher der Name Schlingnatter.
Die Schlingnatter bevorzugt strukturreiche Lebensräume, in denen sich offene und niedrigbewachsene Standorte abwechseln. In Norddeutschland findet sie diese vor allem in Heidelandschaften, trockenen Hochmooren oder an Waldrändern, während sich in Süddeutschland Hanglagen mit Trockenrasen oder Weinberge anbieten. Aber auch vom Menschen geschaffenes Gelände wie Bahndämme oder Steinbrüche dienen der Schlingnatter als Revier.